Samstag, 12. März 2011

Atomkraft die Zweite

Vor dem Hintergrund was gerade in Japan passiert, schreibe ich jetzt doch noch ein paar Zeilen zu meinem Besuch im Kernkraftwerk in Lingen...

Nachdem ich mich im Vorhinein etwas weit aus dem Fenster gelehnt habe, war ich sehr gespannt auf den Besuch und alles was wir dort erfahren würden. Schon im Bus hatte ich, wie zu erwarten war, sehr interessante Gespräche mit meinen Sitznachbarn. In Lingen angekommen ging es direkt ins AKW-Informationszentrum. Bei Häppchen und Getränken erzählte uns der Chef des Ladens höchst persönlich so einiges über die Energieversorgung in Deutschland und die Technik des AKW's in Lingen, das war sehr aufschlussreich und auch für mich als Laien gut verständlich. Technische Rückfragen waren erlaubt, generelle Bedenken sollten erst beim Mittagessen angesprochen werden.
Nach dieser Einführung ging es dann in drei Gruppen rein ins AKW. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sehr beeindruckend und irgendwie auch beängstigend. Das man so ein Ding so abriegeln muss, zeigt natürlich auch wie gefährlich es doch ist. Wir schauten uns das Turbinengebäude und das Gelände um den Reaktor an, im Reaktorgebäude selbst war nur eine kleine Gruppe von uns. Als wir dann in die Halle in der die Kastoren mit den abgebrannten Brennelementen gelagert wurden, kamen wurde mir richtig komisch zu mute. Die ungeklärte Frage was mit diesem Müll passieren soll, schwebte wie ein großes ungeklärtes Fragezeichen in dieser Halle.
Unsere Gastgeber sprachen sehr überzeugend davon wie sicher die AKW's doch sind und dass ein verantwortungsvoller Umgang das oberste Prinzip beim Betreiben solch einer Anlage sei. Überhaupt war "verantwortungsvoll" ihr absolutes Lieblingswort. In Sachen Selbsvermarktung haben sie ihre Hausaufgaben schon gemacht. Ich muss zugeben das klang alles recht glaubwürdig und die Leute sind überzeugt von dem was sie tun und tun das nach bestem Wissen und Gewissen. Nur reicht das?
Ich glaube noch immer nein! Was in Japan gerade geschieht ist der eindeutige Beweis dafür, dass wir diese Technologie einfach nicht zu 100% beherrschen können. Man könnte jetzt sagen bei uns in Deutschland wird es keine solchen Erdbeben geben, doch was ist das für ein Argument wo jetzt gerade in diesem Moment in Japan tausende Menschen vor einer noch unabsehbaren Katastrophe stehen. Die Japanischen AKW's galten als die sichersten der Welt, sie sind auf Erdbeben bis zu einer Stärke von 8,0 ausgelegt, nur war das aktuelle Beben eben noch stärker. Es wird immer Eventualitäten geben auf die keiner vorbereitet sein kann, auch in Deutschland nicht. Die öffentlich Debatte wird jetzt wieder ganz groß werden und ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn es in Japan wirklich zur echten Katastrophe kommt, das keine Konsequenzen für die Laufzeiten unserer AKW's in Deutschland haben wird. Der Druck auf unsere Regierung steigt schon jetzt, die Laufzeitverlängerung zurückzunehmen. Es läuft das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht wegen der Umgehung des Bundesrates bei der Entscheidung zur Laufzeitverlängerung. Vielleicht ist das schon die entscheidende Chance, wenn nicht wird auch der Druck der Straße enorm anwachsen, da bin ich mir sicher, denn wer will eigentlich noch AKW's in Deutschland?

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